Außenansicht des Bunkers "Valentin"
Die Bindung des „U-Boot-Bunker Valentin“ an
die NS-Geschichte und damit die Präsentation derselben „vor
Ort“ ist sicherlich zwingend. Seine Dimensionen verführen
aber häufig Menschen dazu, die technischen „Meisterleistungen“ losgelöst
von der dahinterstehenden Missachtung der Menschenwürde
durch Zwangsarbeit und dem damit tausendfach verbundenen
Tod zu sehen. Deshalb sollte für die Darstellung seiner
Geschichte der “U-Boot-Bunker Valentin“ selber
nur ein Baustein sein.
Das Schleusenbecken der Bunkerwerft
Der "Valentin" ist als verbunkerte
Werft zur Produktion von U-Booten des Typs XXI errichtet
worden. Hier sollte in einer damals hochmodernen Sektionsbauweise
auf Taktplätzen die Serienfertigung der U-Boote durchgeführt
werden. Man hatte ein Monatssoll von 14 Exemplaren vorgesehen.
Jedes Boot des Typs XXI bestand aus acht Sektionen, die an
anderen Werftstandorten, inklusive der meisten Einbaugeräte,
vorgefertigt wurden. Sie sollten auf dem Wasserweg im "Valentin" angeliefert
und auf den Taktplätzen zusammengefügt und endausgerüstet
werden. Hier in Bremen-Farge sollte also die Endmontage der
U-Boote stattfinden.
Der Bunker ist in drei getrennte Funktionsbereiche unterteilt.
Im Osten erstreckte sich über drei Ebenen der Werkstättenteil,
hier waren Lagerräume, Werkstätten, Heizwerk und
Notstromanlage sowie Direktion und Verwaltung untergebracht
(-#1-). Hinter
der Haupt- Eisenbahndurchfahrt schloß sich der eigentliche
Montageteil an, hier waren die Taktstationen eingerichtet,
lichte Deckenhöhe regulär 18 Meter. Der Fertigungsbetrieb
im Bunker hätte sich auf zwei Ebenen abgespielt. Ebenerdig
fand die Anlieferung von Material und die Bewegung der Bootswagen
statt. Rund 8 Meter höher sollte der hauptsächliche
Werftbetrieb laufen, hier wäre das Oberdeck der Boote
gewesen. Auf dieser Ebene sollten Arbeitsbühnen eingehängt
sein, die auch mit Elektrokarren für den Materialtransport
befahrbar gewesen wären. Am westlichen Ende des "Valentin" befand
sich der Versorgungsteil, die Schleusenpumpen und Sauerstoffanlagen
waren hier eingebaut (-#2-).
Der Produktionsablauf:
Vor dem Produktionsbeginn sollten die Segmente zunächst
durch die Schleuseneinfahrt in den Bunker gebracht werden.
Dort befand sich ein 200 t tragender Deckenkran, der die
bis zu 165 t schweren Sektionen auf einen Bootswagen gehoben
hätte (-#3-).
Diese Wagen liefen auf vier Schienen und dienten zur Bewegung
der Segmente durch die Stationen.
Falls die Sektion nicht sofort in die Fertigung eingebunden
worden wäre, hätte sie in der Südhalle oder
außerhalb des Bunkers gelagert werden können.
Entlang der Außenwand der Südhalle war Platz für
2x8 Sektionen, also für zwei komplette Boote (-#4-).
Außerhalb des "Valentin" hätte man weitere
Teile abgestellt, wo sie zwar getarnt aber ansonsten ungeschützt
gestanden hätten. Um dem Mangel an Lagerraum zu entgegnen
ist für spätere Zeiten eine Sektionslagerhalle
an der Südwand des Bunkers geplant gewesen, sie sollte
auch über einen verbunkerten Hafen zur Anlieferung verfügen
(-#5-).
Vor Beginn der eigentlichen Taktfertigung lag die Station
zum Einbau des Dieselmotors, welcher in die dritte Sektion
eingesetzt wurde (-#6-).
Ebenfalls vor Taktplatz 1 wäre der Kielballast aus flüssig
eingebrachtem Schwerbeton in die einzelnen Segmente verfüllt
worden (-#7-).
Nun konnte die Taktfertigung beginnen:
Taktplätze 1-3: |
Beginn war die Kiellegung und das Ausrichten
der Sektionen mit den anschließenden Schweißarbeiten
der Druckkörperstoßnähte und der Außenhautnähte
zum Zusammenfügen der Boote. |
Taktplätze 4-8: |
Hier folgten weitere Restarbeiten an
der Außenhaut und die Schweißarbeiten im
Bootsinneren mit der Schließung von Leitungsstößen.
Die noch nicht vorinstallierten Maschinen wurden hier
eingebaut, der Turm aufgesetzt und die Dichtigkeit
der Tanks erprobt. |
Taktplatz 9: |
Auf den Plätzen 9 und 10 konnte
der Einbau des Sehrohres und der Schnorchel durchgeführt
werden, hier war die Decke dafür erhöht. |
Taktplatz 10: |
Hier war der Einbauplatz der schweren
Akkumulatoren, die mit speziellen Kränen eingebracht
worden wären. Die Akkus hätte man auf Schienenloren
direkt aus den Lagerräumen des Werkstättenteils
herangefahren. |
Taktplatz 11: |
Für restliche Arbeiten an Sehrohr
und Schnorchel sowie der Antennenanlage verfügt
dieser Platz wieder über eine Deckenerhöhung.
Auch das Aufladen der Akkus sollte auf diesem Platz
stattfinden. |
Taktplatz 12: |
Auf dem letzten trockenen Taktplatz
wäre schließlich die abschließende
Bootsausrüstung mit dem Klarmachen zum Stapellauf
gefolgt. |
Taktplatz 13: |
Nach dem Aufstauen der Schleuse um
bis zu 14 Meter Höhe und anschließender
Querverholung des Bootes in das Tauchbecken konnte
in dann fast 22 Meter Tiefe eine Tauchprobe durchgeführt
werden. Nach der Übernahme von Treibstoff hätte
man eine Standprobe der Maschinen durchgeführt.
Schließlich konnte das des fertige Boote auslaufen. |
Zwischen den Takten 3/4, 6/7 und 9/10 mußte
eine Querverschiebung der Bootswagen auf einer aus neun Teilen
bestehenden Bühne durchgeführt werden. Eine Besonderheit,
die sich auch von außen gut erkennen läßt,
sind die Taktplätze 9, 10 und 11. Hier sollten Einbau
von Sehrohr, Schnorchel und Antennenanlage stattfinden, dafür
mußten über den Plätzen Sehrohrhauben in
die Decke gebaut werden. Die rund 7 m höheren Hauben
sind über der Nordwand des Bunkers deutlich zu sehen.
Für den Werftbetrieb im "Valentin" waren
insgesamt 4.500 Arbeitskräfte eingeplant, die mit Sicherheit
zu großen Teilen aus Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen
und KZ-Häftlingen bestanden hätte. Geplant war
ein Betrieb mit 2 Schichten zu je 10 Stunden pro Tag an 6
Tagen in der Woche. Zwischen den Schichten sollte das Verholen
auf den jeweils nächsten Taktplatz stattfinden. Das
Zuwasserbringen von Platz 12 auf 13 hätte rund 2 Stunden
gedauert, danach konnten schrittweise die Boote von den Stationen
auf den jeweils nächsten Taktplatz verschoben werden.
Rot: siehe Erläuterungen im Text oben;
Violett: die Taktplätze 1-13; gestrichelt: der geplante
Anbau für Sektionsanlieferung und -lagerung
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