Logo

Startseite
Termine

Der Verein
Baracke 27
Der LehrpfadPfeil
VeranstaltungenPfeil

Die Lager
Bunker Valentin
Die Tanklager

Kultur
Studienarbeiten
Literatur

Ehrenmitglieder
Harry Callan
Lucien Hirth
André Migdal

Links
Kontakt

Geschichtslehrpfad.de
Dokumentations- und Gedenkstätte
Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e.V.
 
Lucien Hirth
 

Lucien HirthLucien Hirth gehörte der französischen Widerstandsbewegung an.

Er wurde inhaftiert und befand sich vom Juli 1944 bis zu dessen Auflösung im Außenlager Farge des KZ Neuengamme.

Hier mußte er Zwangsarbeit auf der Baustelle des Bunkers "Valentin" leisten.

Mit der Auflösung des Außenlagers folgten die Todesmärsche der Inhaftierten zu den Schiffen in der Lübecker Bucht. Dort überlebte er auch die Schiffsbombardierungen.

Dieses waren die prägende Stationen seines jungen Lebens. 7000 Häftlinge erlebten die Befreiung nicht — er ja.

„Frei, aber warum ich? eine ewige Frage.“
(Hirth, Lucien, 37014 Neuengamme).

Lucien Hirth verstarb am 5. Oktober 2008 in Reims.
 

 

Raymond Gourlin:
 
Übersetzung: Katja Hertz-Eichenrode

Ehrung von Lucien Hirth durch Raymond Gourlin

In vergangenen Zeiten legte man den Verstorbenen eine Münze in den Mund, um ihnen die Reise in die andere Welt zu ermöglichen.

Mein lieber Lucien, Du brauchst Deine Reise in die Welt, die die „bessere“ genant wird, nicht mehr zu bezahlen, denn das hast Du bist davon befreit.

Im Juni 1940 warst Du noch keine 17 Jahre alt und Du hast die brutale Annektion des Elsaß durch die Deutschen nicht ertragen. Auf Rat Deines Vaters hin hast Du Deine Heimaterde verlassen. Du bist in die Schweiz gegangen, aber dort warst Du unerwünscht und es bestand die Gefahr, daß Du an die Deutschen ausgeliefert wirst. Du unternimmst den Versuch, in das noch unbesetzte Frankreich zu gehen, d.h. in die „freie Zone“.

1943 trittst Du der Gruppe „Jeunesse et Montagne“ (Jugend und Berg) bei – einer paramilitärisch organisierte Gruppe, über die Du in Kontakt mit der Résistance kommst. Schnell erhältst Du den Posten des Kommandanten von Gap (Stadt in Südfrankreich). Nach der Verhaftung durch den deutschen Sicherheitsdienst, wirst Du in der Kaserne von Turial in Chambéry interniert, anschließend ins Fort von Montluc nach Lyon überstellt. Dort im Gefängnis wird das Schicksal für Dich entscheiden, denn Eure Folterer hatten entschieden, 20 Gefangene aus vier Zellen zu exekutieren. In Deiner Zelle wart Ihr nur zu viert und die Zahl von 20 war noch nicht voll. Anschließend dann Compiègne, Vorzimmer der Konzentrationslager. Am 15. Juli Aufbruch ins Unbekannte. Transport zu Hundert in einem Viehwaggon – Transport Nummer 409 mit 1.700 Männern. Das Unbekannte ist das große Konzentrationslager in Norddeutschland, Neuengamme. Neuengamme, ein weitgehend unbekanntes Lager, von dem so gut wie nie gesprochen wird, da es nie befreit worden ist. Dort kommst Du am 18. Juli an. Dort beginnt die Hölle, die niemand sich vorzustellen vermochte. Es ist die organisierte Entmenschlichung. Du verlierst Deine Identität, vollständig entkleidet, erniedrigt; Du wirst mit einer blau-weiß gestreiften sogenannten Uniform ausgestattet.

Lucien Hirth existiert nicht mehr, Deine neue Identität ist die Nummer 37 014. Du bist ein „Stück“ geworden, ein Objekt, wie die SS sagt. An diesem Ort wirst Du Deinen Kreuzweg gehen.

Überstellt in eines der zahllosen Außenlager, nach Bremen-Farge, baust Du gezwungenermaßen, unter Schlägen, mit an dem riesengroßen U-Boot-Bunker, der den Namen „Valentin“ trägt.

Vor den heranrückenden alliierten Truppen wird das Kommando am 7. April 1945 ins Stammlager Neuengamme evakuiert. Ein langer Weg, um das Ziel zu erreichen. Ein Weg, dem wir den Namen „Todesmarsch“ gegeben haben – so viele Häftlinge wurden ermordet, weil sie nicht mehr marschieren konnten. Erneut kommst Du in Neuengamme an. Die Evakuierung geht weiter und Du erreichst den Hafen von Lübeck und die Bucht von Neustadt. Du wirst auf das Schiff „Cap Arcona“ gebracht und von dort am 28. April auf das Schiff „Athen“ verlegt. Wieder einmal meint es das Schicksal gut mit Dir, denn dieses Schiff wird als einziges nicht untergehen während der Tragödie des 3. Mai.

Nach der Befreiung durch die Engländer kehrst Du per Flugzeug in Deine Heimat zurück und nochmals greift das Schicksal für Dich ein: Denn das Flugzeug, in dem Du eigentlich sitzen solltest, stürzt in Belgien ab mitsamt den Häftlingen an Bord, von denen keiner überlebt.

Am 20. Mai 1945 endlich triffst Du wieder in Deiner Heimat ein und Du bist wieder mit Deiner Familie vereint. Deine Gesundheit ist alles andere als in einem guten Zustand und es bedeutet eine große Anstrengung für Dich, wieder zu Kräften zu kommen. Mehrere Jahrzehnte hast Du Dich für die Familien der Verschwundenen engagiert, für das Andenken und für die Weitergabe der Erinnerung in Schulen und Gymnasien. Durch Deine Kenntnisse der deutschen Sprache hast Du der Geschichtskommission unserer Amicale immense Dienst erweisen können und zum Entstehen ihres Buches beigetragen.

Meine lieber Lucien, Du bist aufgebrochen, um die lange Kolonne der gestreift-Gekleideten, die vor uns gegangen sind, wiederzufinden und auch all diejenigen, die Du geliebt hast. Du wirst uns schrecklich fehlen, aber es ist wahr, eines Tages werden wir alle uns wiedertreffen in dieser anderen „besseren“ Welt – halte uns dort einen Platz frei an Deiner Seite, und ich sage an dieser Stelle nur „auf Widersehen“. Für mich bleibst Du immer präsent.

Deiner Ehefrau, Deinen Kindern, Deinen Enkelkindern, Deiner ganzen Familie, sprechen wir unser tiefes und ehrliches Beileid aus und versichern sie all unserer Freundschaft.

Auf Wiedersehen, Lucien. Titi – Raymond Gourlin

Traueranzeige

Seitenanfang